INTERVIEW - CGLA CITY GATE TOWER

GERD ERHARTT

Architekt und Partner von Querkraft Architekten, einem 1998 gegründeten Architekturbüro mit Sitz in Wien. Der CGLA City Gate Tower war das erste Hochhaus, das Querkraft gebaut haben.

Könnten Sie uns einen Einblick in den gestalterischen Ansatz hinter dem CGLA City Gate Tower geben? Was waren die Hauptziele und Anforderungen während des Entwurfsprozesses?

Es war eigentlich ein relativ komplziertes Projekt. Wir sind dazu gekommen, weil wir einen städtebaulichen Wettbewerb gewonnen haben, und an dem Standort war schon ein Hochhaus geplant. Wir haben das dann übernommen und hatten ein starres und fixes Quadratmeter-Korsett. Es war also genau vorgegeben,welche Bruttogeschoßfläche (BGF)zu erfüllen ist und welche Freiräume und Gemeinschaftsräume – das war alles ganz genau festgeschrieben. Da das Vorgängerprojekt nicht durch denGestaltungsbeirat durchgegangen ist,haben wir ein komplett neues Projekt gemacht.Wir haben uns in der Recherche eigentlich so gut wie alle Hochhäuser in Wien angeschaut und festgestellt, dass viele Hochhäuser eine innenliegende Erschließung haben. Das ist logisch, und dem großen Anteil an Erschließungsflächen geschuldet. Man braucht zwei sichere Treppenhäuser und viele Lifte. Auch wegen der Effizienz legt man die Stiegenhäuser in die Mitte. Wenn man das Stiegenhaus in den Kern hineinlegt, dann hat man natürlich keine Belichtung nach außen. Wir wollten aber unbedingt eine Sichtverbindung nach außen herstellen. Das hat uns geholfen, dass die BGF genau festgelegt war. Wir haben gegenüber von den Liften die Gemeinschaftsräume und Terrassen situiert und haben im Gegensatz zum ersten Entwurfauch die Gemeinschaftsräume aufgesplittet über die gesamte Höhe des Hochhauses. Unsere Überlegung war,dass jeder die Möglichkeit haben sollte,zu partizipieren. Also, wenn jemand eine Wohnung im zweiten Geschoss hat,dann soll er trotzdem die Möglichkeit haben, auch in einem Gemeinschaftsraum im 15. Stock die Aussicht zu genießen. Man fährt in einem Hochhaus generell mit dem Lift; wenn ich aus dem Lift aussteige, dann habe ich hier immer einen Gemeinschaftsraum gegenüber oder einen Ausblick nach außen. Ich brauche eigentlich gar keine Stockwerksangabe,weil ich sofort merke, ob ich im richtigenStock bin oder nicht– und ich habe immer den Außenbezug.

Welche Herausforderungen traten während der Planung und Umsetzung dieses Hochhausprojekts in Bezug auf die Höhe auf? Wie gingen Sie damit um?

Die Höhe ist eigentlich kein Problem, weil es eine Widmung gibt, und so hoch darf man eben bauen. In diesem Fall war‘s 100 Meter, und diese Höhe muss man ausnützen. Es wird keiner, der eine Widmung hat, weniger hoch bauen, aus wirtschaftlichen Gründen. Da bleibt leider oft nichts anderes über, als dass man die Geschosshöhen optimiert. Was man hier gemacht hat, war, die Deckenaufbauten zu minimieren und zu optimieren weil 5 cm mehr oder weniger Aufbau summieren sich bei 30 Geschossen natürlich, das ergibt ein Geschoss mehr oder weniger, das sind aber Effizienz-Themen. Im Prinzip ist die Höhe nicht wirklich ein Problem; es gibt vielleicht mehr statische Überlegungen, wobei eigentlich immer ganz wichtig ist, eine flexible Struktur zu schaffen. Wir wissen nicht, welche Bedürfnisse es in 50 oder 70 Jahren geben wird. Deswegen gibt es auch in der Kernzone, wo die Versorgungen sind, kleine Schotten. Sonst ist es komplett stützenfrei, ein Loftraum – auch die Gangwände. Im Grunde können die Leichtbauwände wieder rausgeräumt werden und es kann eine komplett andere Einteilung umgesetzt werden.

Mit offenen Grundrissen sind die Wohnungen sehr flexibel gestaltet. Würden Sie sagen, das Gebäude wurde an die Bedürfnisse seiner Bewohnerinnen und Nutzer berücksichtigt?

Ja, denn wir sind jetzt immer wieder mit Gebäuden, sagen wir aus den 1980er Jahren konfrontiert, die den jetzigen Bedürfnissen nicht mehr entsprechen. Je mehr statische Elemente drin sind, desto weniger kannst du das anpassen an das, was jetzt notwendig ist. Eine ganz beliebte Bauweise bei Hochhäusern oder auch sonst bei Wohnhäusern ist die Schottenbauweise. Vor allem bei kleinen Wohnungen werden oft Betonwände gebaut, Beton ist leider noch immer der günstigste Baustoff, weil es noch immer kein C2-Äquivalent in der Bepreisung gibt. Sonst wäre der Beton nicht so billig. Ein Betonkäfig steht auf alle Fälle. Der Engineering-Aufwand ist geringer, als wenn die statisch notwendigen Elemente reduziert werden. Da ist man aber als Architekt leider in einer sehr schwachen Position, denn man braucht einfach einen Auftraggeber, der da mitgeht.

Der erste Satz vom Projektleiter des Auftraggebers an mich war: „Herr Erhartt, Sie werden sich umstellen müssen,es ist nicht so wie gewohnt, bei uns zählt nur der Profit!“

Also manchmal gibt es Diskussionen mit dem Auftraggeber oder wirtschaftlichen Abteilungen, und es heißt: „Das ist ja viel billiger, machen wir das in Schotten. Das betonieren wir hin, ist viel billiger.“ Da war es offensichtlich günstiger und billiger den Beton wirklich aufs Minimum zu reduzieren und alles andere in Leichtbau zu machen. Als Architekt hast du nicht viele Möglichkeiten, noch dazu, wenn sich der Markt immer wieder verändert– wir machen ja nicht die Preise. Da bist du darauf angewiesen, dass ein Auftraggeber mitgeht und deiner Argumentation folgt, oder das zumindest versucht. Wenn er nicht will, dann kannst du wenig machen.

War das ein Grund, warum sie sich für den kostengünstigen Standard-Gartenzaun für die Balkonzone entschieden haben?

Das war auch ein wirtschaftlicher Aspekt. Das war eigentlich das erste Hochhaus, das rundherum eine Freiraumzone hat, und das war für uns schon auch wichtig, weil wir den Freiraum gerade beim Wohnen als essentiell empfinden. Das ist mittlerweile Standard und wird eigentlich immer wichtiger. Bei Hochhäusern war immer die Kritik, der Freiraum ist kaum nutzbar, wegen der Windverhältnisse. Aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Balkone sehr wohl auch ganz oben intensiv genutzt werden. Je rauer die Oberfläche eines Hochhauses ist, desto besser.

Das Problem bei den Hochhäusern ist der Windkomfort. Da hat man früher viel zu wenig Wert darauf gelegt und auch heute noch legt man zu wenig Wert auf den Komfort.

Wurde zum CGLA Tower eine Windstudie durchgeführt?

Ich glaube nicht. Das ist wirklich eine Anforderung, die man vielmehr beachten sollte: der Windkomfort auf der Ebene Null. Denn es gibt manchmal Windsituationen, die wirklich extrem unangenehm sind. Die Windauswirkungenauf die Ebene, wo sich die Fußgänger*innen bewegen, ist ein ganzwichtiger Aspekt, der bei Hochhäusern vielmehr beachtet werden müsste. Der rundumlaufende Balkon hat auch ganz viele Vorteile selbst im Bauen gehabt. Dadurch, dass die Platten mitwachsen, brauchte es keine Brüstung und die Fassaden konnten ganz einfach gemacht werden können. Es ist auch wartungstechnisch viel einfacher, weil du immer jedes Fassadenelement erreichen kannst. Natürlich war das dann auch eine wirtschaftliche Frage: Was machen wir jetzt für ein Geländer? Noch zu den Balkonen: Es gibt eine Basistiefe von 1,20 m, und dann gibt es pro Wohnung immer eine Erweiterung, sodass man einen Tisch hinstellen kann. Diese Erweiterung ist immer leicht versetzt,und dadurch ergeben sich dann diese Spuren am Hochhaus. das Gelände geht auch ein bisschen hinauf, dass es mehr Schutz bietet. Wir haben dann nach einer einfachen Umsetzung gesucht und sind dann auf einen Norm–Gartenzaun aus Aluminium gekommen, der ganz simpel ist. Wir haben ihn nur in der Höhe modelliert und dann bei den geraden Elementen auch ein bisschen weiter auseinandergesetzt. Dadurch ergibt sich dann dieses Spiel in der Fassade.

So entsteht aus einfachsten Mitteln, die aufwändig ausschauen, aber günstige Standardelemente sind, dieses Erscheinungsbild.

Wie spielt der City Gate Tower im Ensemble mit dem zur gleichen Zeit fertiggestellten Leopold Tower und der gemeinsamen Sockelzone zusammen?

Es war ein städtebaulicher Entwurf, den zwei Architekten gewonnen haben und die wurden dann gemeinsam zu einem Entwurf überarbeitet. Das waren Scheifinger Architekten und wir. Von uns ist der Winkel mit den zwei Hochpunkten (CGLA & LT) entstanden (1) und von Scheifinger diese freistehende Perlenschnur von Wohnbauten (2). Das Ganze steht auf einem Sockel mit EInkaufszentrum, das war auch eine Vorgabe. Das Shopping-Center ist von Frank und Partner, damit haben wir gar nichts zu tun. Sogar beim Leopold Tower haben die Ausführungsplanung Franz und Partner gemacht; wir haben nur für das CGLA auch die Ausführung gemacht.

Wie hat das Hochhaus die städtebauliche Entwicklung Wiens beeinflusst, insbesondere im Kontext des Citygate-Areals? Die Gegend ist ja noch recht „neu“, also keine Wohn-/Hochhaus Gegend.

Die Gegend liegt mit der Kagranerstraße in einer ganz wichtigen Stadteinfahrtsachse. Generell sind wir natürlich keine Hochhausgegner, weil ich glaube es ist wirklich sehr wichtig, die Stadt immer mehr zu verdichten, auch nachzuverdichten,und nicht weiteren Boden zu versiegeln. Also nicht in die Breite zu gehen, sondern wenn, dann in die Höhe. Leider ist es nicht in der Weise konsequent, wie es konsequent sein sollte. Wir verbauen trotz allem noch  viel zu viel Boden, also wir gehen trotzdem noch in die Breite obwohl es ganz viel Potenzial gibt, zu verdichten. Deswegen bin ich zum Teil ambivalent den Hochhäusern gegenüber, weil sie manchmal vielleicht eher aus wirtschaftlichen Aspekten umgesetzt werden und weniger wirklich aus stadtplanerischen Gesichtspunkten und einen Mehrwert erzeugen. Wo wirklich ein Mehrwert erzeugt worden ist, ist beim Nordbahnhof Gelände, beim Städtebau von Bernd Vlay & Lina Streeruwitz. Dort wurde eine freie Mitte geschaffen, also ganz viel Freiraum zugunsten einer Verdichtung am Rand, den sie mit Hochhäusern bestückt haben. Hätte man all diese Quadratmeter in die Fläche gelegt, dann hätten wir dort jetzt keinen so großen Park in der Mitte. Da ist durch die Hochhäuser eine Qualität entstanden und ein Mehrwert für alle BewohnerInnen.

Wenn diese Vertikalisierung der Stadt wirklich dazu führen würde, dass wir nicht mehr in die Breite wachsen, dannwäre das eine sehr positive Entwicklung– aber leider passiert beides.

Zum Teil bauen wir auch noch viel zu wenig dicht, also es gibt gerade in den Flächenbezirken auch noch Wohnbau, der einfach viel zu wenig dicht ist. Da kann auch keine Stadt entstehen, und das große Problem ist, wenn man zu wenig Dichte hat, dann wird der öffentliche Verkehr weniger, dann ist man auf das Individualfahrzeug angewiesen, und das ist keine zukunftsträchtige Entwicklung, in die Breite zu wachsen. Wie das jetzt konkret etwas beeinflusst hat, es ist halt eines an dieser Entwicklungsachse und jetzt entstehen ja im Kagraner Platz auch Hochhäuser, also das finde ich schon ganz okay, wenn es wirklich ablesbar, wirklich an städtebaulichen Achsen entsteht.

Welche Auswirkungen hat(te) das Bauwerkauf das umliegende Umfeld unddie Nachbarschaft, sowohl visuell alsauch funktional?

Ich glaube, das Gebäude selbst hat relativ wenig Einfluss. Es ist da doch schon ein sehr heterogenes städtebauliches Umfeld. Wenn es dazu führt, dass es an dieser U1 Achse noch zu einer größeren Verdichtung kommt, dann wäre das wünschenswert, weil es durch die U1 dann perfekt öffentlich angebunden ist. Eine städtebauliche Entwicklung wie am Wienerberg zum Beispiel, wo man stark verdichtet hat und in die Höhe gegangen ist, ohne irgendeine Anbindung des öffentlichen Verkehrs, das war nicht unbedingt sinnvoll. Das ist geradeeinmal mit irgendwelchen Buslinien angebunden und das ist nicht adäquat für die Verdichtung, die dort stattgefunden hat und erzeugt einfach ganz viel Individualverkehr.

Wie hat Querkraft Architekten bei der Gestaltung des City Gate Towers ökologische Nachhaltigkeit und Energieeffizienz berücksichtigt, und welche Rolle spielen diese Faktoren (Nachhaltigkeit und Umweltschutz) generell in ihrer Philosophie und speziell in Bezug auf dieses Projekt?

Also bei dem Projekt würde ich sagen, ist noch das größte Augenmerk gelegt worden auf die Materialeffizienz. Da ist wirklich so wenig Beton verbaut worden, wie nur irgendwie möglich, da sind die Decken reduziert worden und auch die vertikalen Elemente. Das könnte man heute nicht mehr bauen in den Maßen, also das würde nicht mehr den jetzigen Normen entsprechen. Es ist dahingehend schon Wert gelegt worden darauf, dass es eine langfristige Flexibilität hat.
Das Schlimmste ist, wenn ein Gebäude nach einer relativ kurzen Nutzungsdauer wieder abgerissen wird und ein neues Gebäude hingestellt wird, weil es eben nicht adaptierbar ist. Wenn du ein Gebäude nur auf einen Nutzungsraum von 50 oder 70 Jahren betrachtest, hast du ganz andere Kennwerte und Zahlen, als wenn du das Gebäude auf 200 Jahre betrachtest. Da spielt der Materialeinsatz / die Materialwahl schon viel weniger eine Rolle als die Nutzungsdauer. Wir müssen dann alle Hebel in Bewegung setzen, und eine der größten Stellschrauben ist die Nutzungsdauer. Weil wenn wir unsere Gebäude so entwickeln, dass wir es gerade einmal 50 oder 70 Jahre nutzen, dann ist es eigentlich das unökologischste was wir machen können. So gesehen hoffen wir schon, dass durch diese flexible Struktur, dieses Gebäude zumindest so angelegt ist, dass es auch reagieren kann auf verschiedene Anforderungen, die vielleichtin 20/30/40 Jahren an das Gebäude gestellt werden. Nochmal zum Büro: Für uns ist das ein ganz, ganz wichtiger Aspekt, mit dem wir uns immer mehr beschäftigen und versuchen das auch umzusetzen. Nur ist dieses gesamte Thema so vielschichtig, dass es im Grunde nicht die eine Antwort gibt, sondern für jede Bauaufgabe eigentlich eine spezifische Antwort gefunden werden muss.

Trotz allem glauben wir, dass einer der wichtigsten Grundsätze der ist, dass wir Gebäude errichten müssen, die wirklich angelegt sind, dass sie sehr lange genutzt werden können. Da ist auchein Aspekt ganz entscheidend: Es müssen Gebäude sein, die auch in irgendeiner Weise eine Emotionalität auslösen, die Gefühle auslösen, die ganz banal gesagt auch schön sind und geliebt werden, weil so ein Gebäude wird auch gepflegt und eher nicht abgerissen, sondern es wird versucht, dass man es erhält.

Das ist nur leider nicht immer allen bewusst, dass wir im Grunde das Fundament legen für die folgenden Generationen. Wovon zehren wir? Wir zehren von der gründerzeitlichen Stadt, wir zehren von den Hochbauten, die damals errichtet worden sind, und das ist das kulturelle Fundament auf dem Wien basiert. Bei jedem Gebäude, das Ressourcen auch vernichtet und Boden in Anspruch nimmt, sollten wir den höchsten Anspruch daran stellen und auch einen kulturellen Anspruch stellen. Das ist das, was wir für die Zukunft eigentlich hinterlassen. Dazu braucht es aber ein allgemeines kulturelles Verständnis von allen, die am Bauprozess beteiligt sind,und das ist leider nicht immer sehr hochausgeprägt.

Weil Sie die Emotionalität angesprochen haben: Ein besonderes Merkmal, dass den City Gate Tower auszeichnet, ist die vertikale Dorfstraße mit dem dazugehörigen Farbkonzept von Heimo Zobernig, das auf Geselligkeit basiert. Was waren die Hintergedanken dazu?

Es war uns immer wichtig zu überlegen, was einem Menschen eigentlich Freude bereitet. In jedem Stockwerk gibt es eine Referenzhöhe, vom Riesenrad,über die Jesus Statue in Rio de Janeiro. Im obersten Geschoss haben wir beispielsweise die maximale Flughöhe von Gänsen gekennzeichnet, diese beträgt 100 Meter und bis hinunter in die Tiefgarage ist die maximale Tauchtiefe von einer Ente. Es gibt eine Höhenskala, damit man weiß, wie hoch man gerade ist, und es gibt eine Referenzhöhe, dass man es einordnen kann. Wir haben eine kleine Broschüre produziert und haben da die ganze Entwurfsgeschichte und die Gedanken dazu festgehalten und eben auch die nähere Beschreibung, dann gibt es immer einen Kurztext zu dieser Höhe dazu. Das wurde jedem Mieter mitgegeben. Das sind Alltagsgeschichten, wo wir uns denken, das könnte vielleicht jemanden interessieren.
Zum Farbkonzept: Wir arbeiten immer sehr gerne mit Künstler*innen zusammen, weil sie eine andere Herangehensweise und ein anderes Farbverständnis haben als wir. Heimo Zobernig ist für uns deswegen so interessant, weil er ein„Konzept– Mensch“ ist. Hier hat er sich überlegt, die Farbstudie von Eva Heller (Autorin) miteinzubeziehen, was wir sehr interessant fanden. Dem Hochhaus haben wir dann den Begriff „Geselligkeit“ gegeben. Die farbigen Gemeinschaftsräume sind nur für die Bewohner. Das war schon einmal so angelegt, dasses eine Verbindung zu den Sockel–Bauwerken geben soll, aber im Grunde ist es nur für das Hochhaus.

Wie sehen Sie die Zukunft von Hochhausarchitektur in Wien und welche Trends erwarten Sie in diesem Bereich?

Ich glaube, dass wir um die Vertikalisierung nicht herum kommen. Die Stadt wächst, und man kann sich entscheiden, wächst sie in die Breite, oder in die Höhe.

Architektur ist auch viel Gesellschaft, letztendlich ist es ein Abbild unserer Gesellschaft und da gebe es noch ganz viele andere Stellschrauben, zum Beispiel Leerstandsabgaben. Also zu versuchen, dass man den Leerstand reduziert. Wir haben so viel Potential, auch innerstädtisches Potenzial. Wahrscheinlich müssten wir viel weniger neu bauen, wenn wir das alles heben würden. Und dann glaube ich, wäre es wirklich ganz wichtig, dass man diese Stadt der kurzen Wege, die eh jeder propagiert, auch wirklich ernst nimmt und nachverdichtet und an neuralgischen Punkten, wo ein sehr hoher Anteil an öffentlichen Verkehr ist, auch vertikalisieren. Also das Schlimmste ist in die Breite zu gehen.

Sie haben zu Beginn erwähnt, das war das erste Hochhaus, an dem Sie gearbeitet haben. Mittlerweile haben Sie schon mehr Erfahrung. Haben Sie vor, in Zukunft an Hochhäusern zu arbeiten?

Es ist eine Bauaufgabe, die wir schon spannend finden, also wenn wir die Gelegenheit haben, dann ja.

Konnten Sie aus diesem Beispiel etwas mitnehmen – vor allem für die weiteren Hochhausprojekte?

Ja, schon. Also auf alle Fälle, dass es auch im Hochhaus möglich ist, so eine wirklich reduzierte Konstruktion umzusetzen und diese räumliche Flexibilität auch zu erhalten, und dass man nicht Schotten bauen muss. Wie ich das anfangs schon gesagt habe, ist das auch sehr abhängig davon, welchen Auftraggeber man hat und ob er mit einem einen Weg gehen will oder nicht.


Interview geführt am 30.04.2024